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Der detaillierte EQ-6-Wegweiser
Praktischerweise ist die EQ-6 schön kompakt in ein vernünftiges Metallgehäuse verbaut, keine extern angeflanschten Motoren, Zahnräder, Bolzen oder Schrauben sind frei zugänglich und können so natürlich beim Aufbau und Transport auch nicht verbogen oder dejustiert werden. Diese robuste Konstruktion ist auf der einen Seite ein enormer Pluspunkt der Montierung, allerdings wird auf den ersten - und auch den zweiten und dritten - Blick nicht klar, mit welcher Schraube was befestigt ist und wie was justiert werden kann. Nun habe ich meine EQ-6 schonmal komplett mit neuen, präziseren Lagern ausgestattet und auch komplett neu gefettet, so daß ich das Innenleben der EQ-6 kenne. Und wenn ich die Montierung schonmal zerlegt habe, sollen auch andere wissen, wie das Ding so prinzipiell aufgebaut ist.
Beginnen wir oben an der Prismenschiene, dort, wo das Teleskop aufgesetzt wird. Direkt unter der Schwalbenschwanzführung befinden sich drei schwarze Inbusschrauben. Diese kontern den Teller mit dem Schwalbenschwanz gegen die Deklinationsachse. Löst man diese leicht, kann die Ausrichtung der Schwalbenschwanzführung gegen die Achse gedreht werden. Eigentlich ist das nicht nötig, aber, es gibt Montierungen, auf denen das Teleskop nicht nach Norden zeigt, wenn man die Achse so stellt, daß man durch den Polsucher blicken kann. Durch Lösen dieser Schrauben und verdrehen des Tellers kann man nun die Ausrichtung der Schiene so einstellen, daß, wenn die Achse den Blick durch den Polsucher freigibt, auch das Teleskop parallel zur Polachse ausgerichtet ist. Abbildung 1 zeigt diese Schrauben. Die Rede ist von den drei Inbusschrauben, in der Abbildung mit A gekennzeichnet. Löst man diese, kann man die Aufnahme für die Prismenschiene verdrehen, ohne die Achse selbst mit zu drehen. Nach erfolgter Ausrichtung brauchen die 3 Schraubern lediglich handfest angezogen zu werden, übertrieben Kraft ist nicht nötig.
Abb 1: Die Schrauben an der Prismenaufnahme der EQ-6
Die silbernen, mit B bezeichneten Schrauben werden erst interessant, wenn die Montierung zerlegt werden soll, da dies aber in der Regel nicht sinnvoll ist, gehe ich darauf auch nicht näher ein. Die drei Inbusschrauben A kontern die Prismenaufnahme gegen das schwarze Gehäuse, die silbernen Schrauben wiederum sorgen dafür, daß das schwarze Gehäuse sich mit der Achse mitdreht, sorgen also für diese Verbindung.
Weitaus interessanter sind nun die diversen Schrauben und Abdeckungen auf dem Achsenkreuzgehäuse, wie in Abbildung 2 gezeigt.
Abb 2: Die Schrauben und Abdeckungen am Achsenkreuzgehäuse
Die Abdeckkappen E verbergen die Einstellung für das Axialspiel der Schneckengetriebe, sowohl in RA als auch in DEC. Auf dem Foto ist die Deklinationsschneckeneinheit zu sehen. Für RA gilt sinngemäß das selbe. Diese Abdeckungen lassen sich leicht mit einer Sprengringzange entfernen. Eine Abdeckung gibt den Blick auf einen Konterring frei, die andere sitzt direkt auf einem der beiden Kugellager, welche die Schnecke halten. Hier wird das Axialspiel der Schnecken eingestellt,. Wie dies genau funktioniert, wird im Kapitel Funktion beschrieben. Das Radialspiel, also wie weit das Schneckenrad in die Schnecke eintaucht, wird über die Inbusmadenschrauben D eingestellt. (in meinem Foto ist die Madenschraube für RA durch eine richtige Zylinderschaube ersetzt worden, da die Madenschraube verloren gegangen ist). Da über die Madenschrauben das gesamte Schneckentriebgehäuse samt schnecke zum Schneckenrad hin bzw. von ihm weg verschoben wird, müssen hierzu auch die jeweils 4 silbernen Inbusschrauben C leicht gelöst werden, damit das Schneckengehäuse auch entsprechend verschoben werden kann. Wie genau das Radialspiel eingestellt wird, findet sich wieder im Kapitel Funktion.
Schauen wir nun die beiden silbernen Schrauben an der Antriebsseite der Schnecken, wie in Abb. 3 mit F gekennzeichnet, an.
Abb 3: Die Schrauben an den Schneckenantrieben
Betrachtet man Abb. 3 genauer, so erkennt man, daß an einer Seite neben den Abdeckkappen noch eine silberne Schraube zu finden ist. An dieser Seite ist auch das Schneckengehäuse etwas ausgebaucht. In dieser Ausbauchung befindet sich das Antriebszahnrad der Schnecke, welches über das Abtriebsritzel des jeweiligen Schrittmotors in Bewegung gesetzt wird. Die silbernen, mit F bezeichneten Schrauben sind an sich funktionslos! Schraubt man sie raus, sieht man genau auf die Stelle, wo Motor-Abtriebsritzel und Schnecken-Antriebszahnrad ineinandergreifen. Hier kann man also kontrollieren, ob Motor und Schnecke sauber und füllig gegeneinander verzahnt sind. Bei Aus- und Wiedereinbau der Motoren dient dies also als Kontrollöffnung, um die Zahnräder korrekt aufeinander treffen lassen zu können. Interessant beispielsweise beim Umbau der EQ-6 auf Conradmotoren.
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