Umbau der Getriebe der EQ-6 auf Conradmotoren
Motivation
Die Getriebe der EQ-6 Motoren weisen zum Einen einen sehr unstetigen Lauf auf, der ein PEC fast nicht möglich macht, zum anderen ist das Getriebespiel teils exorbitant hoch, so daß beim Richtungswechsel erst ein ziemlicher Totgang zu überwinden ist. Beim händischen Nachführen von Fotos oder Webcamaufnahmen kann dies bisweilen ebenfalls recht unpraktisch sein.
Um den Unterschied im Getriebespiel zu verdeutlichen habe ich die originalen Getriebe und die Conradgetriebe jeweil händisch links und rechts in Anschlagposition gedreht. Auf dem Abtriebszahnrad habe ich einen Zahn gegenüber der Verschraubung markiert, so daß man den jeweiligen Totgang schön sehen kann:
Der Totgang der Originalgetriebe der EQ-6
Der Totgang der Conradgetriebe - deutlich kleiner
Achtung:
Durch diesen Umbau ändert sich das Untersetzungsverhältnis von 132:1 auf 100:1 - die Originalsteuerung kann somit nicht direkt weiterverwendet werden sondern muß entweder gegen eine Bessere ausgetauscht oder modifiziert werden! Ich habe mich für eine Modifikation mittels MCU-Update entschieden. Hierzu gibt es im EQ-6-Special ein eigenes Kapitel.
Der Umbau
Für den Umbau sollte man sich ein paar Stunden Zeit nehmen, damit man einfach in Ruhe an der Sache dranbleiben kann und nichts verpfuscht. Außer einer Ständerbohrmaschine und einem Handbohrschleifer ist eigentlich kein spezielles Werkzeug nötig.
Als erstes entfernt man die Frontplatte der Elektroniksteuerung mit den jeweils außen liegenden kleinen Kreuzschlitzschrauben. Die weiter innen liegenden Schrauben halten die Leiterplatte an der Frontplatte fest und sollten nicht abgeschraubt werden. Dann entnimmt man vorsichtig die Elektronik und nimmt die Stecker von den Motoren ab. Dies ist problemlos möglich, da die Stecker verpolsicher aufgebaut sind und weiters der RA-Motor einen anderen Stecker hat wie der Dec-Motor, man kann also beim Zusammenbau nichts verwechseln. Das Ganze sieht jetzt so aus:
Die Motoren der EQ-6, links Dec, rechts RA
Der RA-Motor der EQ-6
Mit den jeweils 2 in obigem Bild sichtbaren Schrauben sind die Halteplatten beider Motoren am Montierungskörper befestigt. Nach dem Umbau auf die Conradgetriebe wird auch unter der jeweiligen Montageplatte des Motors eine Beilagscheibe eingebaut werden müssen, da die neuen Getriebe eine etwas längere Abtriebswelle haben und dadurch der Motor den nötigen halben Millimeter höher sitzt, daß das Abtriebsritzel wieder mittig in das Schneckenantriebsrad greift. Man sollte sich also im Baumarkt vier Beilagscheiben organisieren, die den am Foto erkennbaren ähnlich sind. Ausgebaut sehen die Motoren dann so aus. Man sieht sehr schön das zähe, honigartige Chinafett.
Als nächstes lockert man die Inbusschrauben an den Messingabtriebsritzeln und nimmt diese von der Motorwelle:
Nun werden zwei Schrauben sichtbar, mit denen der Getriebemotor an der Befestigungsplatte angeschraubt ist. Diese entfernt man und kann so die Metallplatte vom jeweiligen Motor trennen:
Jetzt kommen drei Schrauben zum Vorschein, mit denen das Getriebe an den Schrittmotor geflanscht ist. Diese löst man und trennt die Getriebe vom Motor. Die alten Getriebe könenn so, wie sie sind, entsorgt werden. Ohne Getriebe sehen die Motoren so aus:
Auch die dreieckige Ankerplatte entfernen wir, was wir benötigen sind nur die Motoren wie rechts in obiger Abbildung zu sehen. Die drei Schrauben, mit denen die alte Ankerplatte befestigt ist, brauchen wir, um die Ankerplatte der Conradmotoren an die Motren zu flanschen. Diese Schräubchen also nicht wegwerfen!
Als nächstes müssen wir mit den Conradmotoren ähnlich vorgehen, wie mit den originalen EQ-6-Motoren, nur daß man die Getriebe nicht wegwerfen soll, denn genau um diese geht es uns ja! Betrachten wir nachfolgende Abbildung:
Mit den drei erkennbaren Schrauben können wir die Getriebe abschrauben und sorgsam zur Seite legen. Die drei Schrauben werden ebenfalls noch benötigt. Betrachten wir die nächsten Abbildung, so sieht man das Getriebe und die drei Schrauben, welche mithilfe der Ankerplatte der Conradmotoren auf die originalen EQ-6-Motoren geflanscht werden sollen:
Als nächstes entfernen wir sowohl vom Conradmotor als auch vom EQ-6-Motor das kleine Zahnrad auf der Abtriebswelle. Ich habe sie jeweils mit einer Telefonzange vorsichtig abgehebelt, mit zwei Schraubenziehern klappt das nicht so gut und es besteht die Gefahr, die kleinen Zahnrädchen zu verletzen. Im nächsten Bild ist dieser Handgriff gezeigt:
Das Ritzel des Conradmotors wird nun vorsichtig auf die Welle des original EQ-6-Motors aufgepresst, am besten mit Hilfe eines Schraubstocks und viel Gefühl. Ich habe hierfür einen kleinen Maschinenschraubstock benutzt, da dieser glatte Backen besitzt..
Nun muß noch die Ankerplatte des Conradmotors so umgebaut werden, daß sie auf den EQ-6-Motor paßt. Hier beide Teile nebeneinander:
Im Prinzip muß nur die mittlere Bohrung auf 10mm Durchmesser vergrößert werden, das geht einfach und präzise mit der Ständerbohrmaschine; die Bohrung habe ich nachfolgend noch mit einem Kegelsenker entgratet. Eine Feile tuts aber auch.
Mit einer Handschleifmaschine (Dremel) habe ich die drei Bohrungen auf dem Umfang etwas ausgefräst, um sie auf die Lochpositionen für die Ankerplattenbefestigung der Conradmotoren aufzuweiten:
Das Resultat dieser Aktion sieht dann in etwa so aus (nicht besonders schön, funktioniert aber):
Mit den drei Schräubchen, mit denen die EQ-6-Ankerplatte auf den EQ-6-Motoren befestigt war, schrauben wir nun unsere modifizierte Conrad-ankerplatte auf den EQ-6-Motor:
Jetzt kann ganz einfach das Conradgetriebe übergestülpt und mit den drei langen Schrauben befestigt werden. Vorher sollte aber das kleine, in obigem Bild erkennbare Ritzel mit etwas Fett beaufschlagt werden. In folgendem Bild ist links der erste EQ-6-Motor zu sehen, der schon auf das Conradgetriebe umgebaut wurde, rechts erkennt man den zweiten EQ-6-Motor, noch mit Originalgetriebe. Dieser wird bald ebenso aussehen, wie der linke Motor...
Nun muß noch in die Montageplatte, mit der der Motor im Montierungsgehäuse befestigt ist, eine Bohrung so angebracht werden, daß der Motor wie ursprünglich befestigt ist. Dies stellt kein besonderes Problem dar, da die Motorposition durch die große Bohrung auf der Montageplatte sowieso fixiert ist. Ich habe die Position des jeweiligen Motors so gedreht, daß die Anschlußkabel kollisionsfrei zur Steuerplatine geführt werden können. So sitzt zum Beispiel mein DEC-Motor auf der Montageplatte, die Schraube rechts befindet sich in der neu angebrachten Befestigungsbohrung:
Nach erfolgtem Umbau habe ich beide Motoren an die ausgebaute Steuerung angeschlossen und einen kurzen Probelauf durchgeführt. Daraufhin hbae ich beide Motoren wieder in die Montierung eingesetzt. Die Beilagscheiben sitzen jetzt zwischen Montierung und Halteplatte, da die neuen Motor-Getriebeeinheiten etwas tiefer bauen und dadurch wieder mittig in die Schneckentriebe eingreifen. Auf der dem jeweiligen Motor gegenüberliegenden Montierungsgehäuseseite befinden sich zwei silbern glänzende Schlitzschrauben ( Siehe Abb 3 auf dieser Seite). Diese verschließen lediglich zwei Öffnungen in der Montierung, durch die man, nach Rausdrehen der jeweiligen Schraube, den Sitz zwischen Zahnrad und Schnecke überprüfen kann. Die Motoren sollten auf leichten Anschlag gegen die Schnecke geschoben und dann festgeschraubt werden.
Durch diese Operation hat sich das Getriebespiel der EQ-6 deutlich reduziert, zum anderen ist der Gleichlauf viel stetiger geworden. Erkauft wird dieser Vorteil - wie bereits erwähnt - durch ein von 132:1 auf 100:1 geändertes Untersetzungsverhältnis, wodurch ein Update der Steuerung erforderlich wird.
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